Drei Tage lang hat das MotoGP™-Starterfeld beim offiziellen Sepang-Test in Malaysia einen ersten Vorgeschmack auf die Saison 2024 bekommen. Wie immer hat jeder der fünf Hersteller in der Königsklasse eine Menge Arbeit geleistet und eine Menge Innovationen gezeigt. Wir haben einen Blick darauf geworfen und fassen alle Infos unten zusammen!
Ducati
Das Herzstück des neuen Motorrads von Ducati ist zweifelsohne der überarbeitete Motor. Er verfügt nicht nur über mehr Leistung, sondern auch über einen entscheidenden Aspekt des Fahrerfeedbacks - die Motorbremse. Die Fahrer Enea Bastianini und Francesco Bagnaia haben die Verbesserungen gelobt und festgestellt, dass sich das Ansprechverhalten und die Stabilität des Motorrads deutlich verbessert haben. Diese Entwicklung wird von Bastianini begrüßt, der sich zuvor über die Bremseigenschaften des 2023-Motors beklagt hatte. Auch Bagnaias Probleme mit dem Vertrauen in die Bremsen in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 dürften mit diesem Update behoben sein.
Ducati hat auch an der Aerodynamik des neuen Motorrads gefeilt. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der Verfeinerung des Hauptflügelsatzes an der Frontverkleidung, was zu einem kantigeren und stromlinienförmigeren Design führte. Eine bemerkenswerte Neuerung an der Ducati ist die Einführung einer neuen Seitenverkleidung, die die Downwash-Kanäle nahtlos mit den Bodeneffekt-Seitenverkleidungen aus der letzten Saison verbindet. Diese hybride Verkleidungskonfiguration stellt eine Mischung aus aerodynamischen Einstellungen dar, die die Vorteile der Downwash-Kanäle für Vielseitigkeit mit den Hochleistungsfähigkeiten der Bodeneffekt-Seitenverkleidungen kombiniert. Erste Rückmeldungen von Bastianini und Bagnaia deuten auf unmittelbare Verbesserungen durch die neuen Seitenverkleidungen hin.
Während Bastianini und Bagnaia die neuen Seitenverkleidungen von Anfang an gut fanden, hatte ihr Kollege Jorge Martin zunächst Vorbehalte. Am dritten Testtag gelang Martin jedoch ein Durchbruch und er erkannte schließlich die Überlegenheit der neuen Konfiguration an. Die Raketen aus Bologna haben auch beide Auspuffanlagen in einem umfangreichen Programm erneuert, so dass es in Qatar nur noch wenig zu verbessern gibt.
Aprilia
Aprilia hat die Messlatte höher gelegt: Die 2024 RS-GP verfügt über ein brandneues Chassis, Aeropaket und einen neuen Motor und unterscheidet sich damit deutlich von ihren Vorgängermodellen. Eine komplette Überarbeitung der Aerodynamik hat die Balance des Motorrads verändert und macht Anpassungen am Setup erforderlich, um die Leistung zu optimieren.
Das überarbeitete Aerodynamikpaket umfasst aktualisierte Winglets und zum ersten Mal auch Sidepod-Winglets. Vor allem das Heck wurde gründlich überarbeitet und verfügt jetzt über einen Diffusor unter dem Heck, der die aerodynamische Effizienz verbessert.
Die ersten Rückmeldungen der Fahrer sind gemischt und spiegeln unterschiedliche Erfahrungen mit dem neuen Motorrad wider. Aleix Espargaro äußerte sich optimistisch und bezeichnete das Motorrad als eine deutliche Verbesserung. Maverick Viñales hingegen äußerte sich besorgt über das fehlende Gefühl mit dem neuen Setup. Auch Miguel Oliveira äußerte sich besorgt über den Grip am Kurveneingang und wies auf verbesserungswürdige Bereiche hin.
Viñales' Unzufriedenheit führte dazu, dass er während der Tests auf das alte 2023er Heck zurückgriff, was darauf hindeutet, dass er auf der Suche nach seiner bevorzugten Motorradbalance ist. Trotz der Beschwerden zeigten sowohl Viñales als auch Oliveira bei den Tests eine respektable Geschwindigkeit, wobei Viñales seine Stärke bei den Long Runs unter Beweis stellte. Espargaro erwies sich als der herausragende Fahrer des Trios und konnte sowohl bei einer Runde als auch bei längeren Runs mit einigen der schnellsten Ducati-Fahrer mithalten.
Honda
Honda hat in Sepang einen mutigen Schritt nach vorne gemacht, indem sie auf das 23er-Bike verzichteten und sich stattdessen auf die Verbesserung ihres Valencia-Testmotorrads konzentrierten. Diese Entscheidung erwies sich als fruchtbar, da sie einen aktualisierten Motor vorstellten, der von den Fahrern Takaaki Nakagami und Joan Mir gelobt wurde. Die sanftere Gasannahme und der verbesserte Grip am Heck waren bemerkenswerte Verbesserungen, obwohl der Grip am Heck, insbesondere das übermäßige Durchdrehen des Rads, ein Hauptproblem bleibt.
Die japanische Marke brachte auch eine neue Aluminiumschwinge ins Spiel, die anscheinend von Honda selbst konstruiert wurde, nachdem zuvor in diesem Bereich experimentiert worden war.
In Sachen Aerodynamik experimentierte Honda mit zwei verschiedenen Paketen und kombinierte Elemente aus beiden für eine optimale Leistung. Der Fahrer Luca Marini betonte, dass die Stabilität des Hecks erhöht werden müsse, was Honda dazu veranlasste, Lösungen wie ein größeres Aero-Heckpaket mit einem großen Heckflügel in Kombination mit den Stegosaurus-Flügeln zu erforschen. Marini äußerte auch den Wunsch nach mehr Abtrieb und deutete damit mögliche zukünftige Updates beim Qatar-Test an.
Yamaha
Yamaha hat ein neues Aerodynamikpaket mit einem Frontflügel vorgestellt, der an das 2023-Design von Aprilia erinnert. Dieses Aerodynamikpaket, zu dem ursprünglich auch ein Satz Seitenflügel gehörte, der aber anscheinend nicht verwendet wird, sorgt in Verbindung mit dem neuen Yamaha-Motor für mehr Abtrieb und eine sanftere Leistungsentfaltung, was den Kurvenausgang verbessert und das Durchdrehen der Räder verringert.
Der neue Motor ist zwar geschmeidiger, aber vielleicht noch nicht da, wo er sein sollte, denn es gibt immer noch Probleme, die optimale Qualifikationsgeschwindigkeit in einer Runde zu erreichen. Es wird vermutet, dass der Motor zu aggressiv ist und der Grip eines neuen Reifens nicht ausgenutzt werden kann, was auf Bereiche hinweist, die weiter entwickelt werden müssen.
Das Iwata-Werk probierte außerdem zum ersten Mal seit langer Zeit ein neu geformtes Heck aus. Die Fahrer sagten uns, dass es sich nur um eine neue Sitzhöhe handelt, aber es könnte auch mit der Gewichtsverteilung zu tun haben.
KTM
KTM setzte seine Innovationen fort und verwendete hauptsächlich sein Kohlefaserchassis, was eine Abkehr von den Stahlchassis der Vergangenheit bedeutete, da auch das Red Bull GAGSAGS Tech3-Team auf dem Kohlefaserchassis fuhr.
Um das Problem des Durchdrehens der Räder in den Griff zu bekommen, konzentrierte sich KTM auf die Verfeinerung der Elektronik und der Auspuffanlage, um die Leistungskurve für eine gleichmäßigere Leistung abzustimmen. Am Ende der letzten Saison hat KTM einen neuen oberen und unteren Auspuff ausprobiert. Jetzt wird zwar immer noch der überarbeitete untere Auspuff verwendet, aber der obere Auspuff, der schon vorher verwendet wurde, ist wieder im Einsatz. Sie haben jetzt eine Auspuffanlage, die eine Mischung aus alt und neu ist.
Binder und Miller sagten, dass sie ziemlich nah dran sind, das Motorrad für 2024 in Schuss zu bringen. Man geht davon aus, dass sich beim Qatar-Test nicht allzu viel an der KTM ändern wird, sondern dass sie mit dem neuen Motorrad richtig Gas geben werden.